Dienstag, 14. Februar 2006
Stilvoll arbeiten
Büromöbel. Wer denkt da nicht mit Grausen an Melaninharzplatten, Sperrholz, Chrom-Glas-Augenkrebs oder italienische Design-Zumutungen. Es geht aber auch anders, weit weg vom Ergonomiediktat, das eine reflexionsarme Arbeitsplatte vorschreibt, aber das Wohlfühlen vernachlässigt.

Ende des 19. Jahrhunderts/Anfang des 20. Jahrhunderts war die letzte Zeit der Unikate in den Kontoren und Bureaus. Eichenschränke, schwere Rolläden, Mahagoni, Nussbaum. Genauso dauerhaft wie die Unternehmen, deren Grundstein in dieser Zeit gelegt wurde, die Kriege, Inflation und NE überdauerten und die noch heute im DAX oder MDax vertreten sind oder Familienstämmen eine einträgliche Dividende bringen.

Wo bekommt man den Stuff? Das alte Bureau in der Goltzstrasse in Berlin.

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Spätes bayerisches Art Deco
Es ist eine der zentralen Fähigkeiten bei der Jagd nach Trouvaillen, dass man sie sich ohne das Umfeld vorstellen kann. In einem Haufen alten Bestecks sieht auch ein angelaufener Tortenheber aus Silber nicht schön aus. So manche Stehlampe entfaltet ihren Reiz erst, wenn sie isoliert steht, Und meine kleine Schwester rennt auch schon mal an ihrem Suchtmittel Muranoglas vorbei, wenn es in einem Berg anderen schreiend bunten Zeugs verborgen ist.

Nachdem das gesagt ist, möchte ich hier auf ein solides Möbelstück verweisen, das momentan mit einem skandalös niedrigen 15-Euro-Preisschild im bayerischen Gaimersheim, vor den Toren Ingolstadts in einem fürwahr traurigen Umfeld offeriert wird. Vollholz, furniert, nur an einer Stelle oben links ist das Furnier leicht beschädigt. Handwerklich 1a, also das, was man früher als "Schreinermöbel" bezeichnet hat. Ein Bücherschrank mit Schubladen und grossen Fächern, ungefähr 1,70 Meter hoch und 1 Meter breit.



Die Buchfächer sind, wie früher üblich, verglast. Wer viele Bücher hat, kennt ja das Staubproblem. Die Glasscheiben laufen auch heute, geschätzte 50 Jahre nach der Entstehung, noch ganz vorzüglich. Die Metallleisten und die Form verraten späte Art Deco Einflüsse. Das Furnier, das den Farbton von Nuss oder Palisander hat, ist für die Zeit relativ dick und ganz vorzüglich gepflegt. Das Stück ist zeitlos elegant, allenfalls in die oberen Regalen sollte man ein wenig Arbeit stecken - die sind leider mit einer wenig schönen Folie beklebt. Andererseits, wenn man sowieso Bücher reinstellt, ist das kein Problem. Alles in Allem dürfte das Fassungsvermögen bei 200 bis 300 Bänden liegen. Das ist schon was.



Die Details wie die Griffe oder die liebevoll eingesetzten Schlösser beweisen die hohe Qulität dieses Stückes. Leider habe ich dafür keinen Platz. Wer so etwas braucht, findet es hier (wahrscheinlich nicht mehr lang, bei dem Preis) beim:

Caritas-Markt Gaimersheim
Carl-Benz-Ring 16-18 (Gewerbegebiet Gaimersheim 1)
85080 Gaimersheim

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